Samstag, Dezember 23, 2006

23.12.2006, Das Campii beim vorweihnachtlichen Einkauf

Man schrieb das Jahr, an dem alles anders werden sollte und dennoch alles genau gleich lief, wie jedes Jahr. Mann wusste schon Monate vorher, wann jetzt denn genau dieses Weihnachten sein sollte, und doch hat man "ja noch Zeit", um passende Geschenke und Alibi-Mitbringsel zu besorgen. Das ganze zieht man im Jahresabschluss-Stress im Geschäft oder in der Schule noch bis kurz vor dem Stichtag weiter, und schon befindet man sich in der einigermassen unangenehmen Lage, in der Man sich jedes Jahr wieder befindet : Es ist der 23. Dezember und man hat immernoch nichts für seine Liebsten.

Da das Campii an und für sich, wenigstens ab und zu ein schlauer Bursche ist, hat er sich einen perfekten Plan zurecht gelegt, um dieses eine Mal allen eine Nasenlänge voraus zu sein : Der Einkauf am 2. dezemberschen Verkaufs-Sonntag in Zürich. Sonntage in Zürich erkennt man an menschenleeren Strassenzüge, vereinsamten Tramchauffeuren in ihren quietschenden Gefährten und frustrierten Taxifahrern.
Das wollte er sich zu Nutzen machen und begab sich in trügerischer Sicherheit nach der grossen Stadt, wo er, gedrängt von träger Menschenmasse aus dem Zug fiel, aber von einer Wand aus Gleichgesinnten sanft abgefangen wurde. Dass die der ganze Kanton und vermutlich noch das halbe Aargau etwa denselben teuflischen Plan ausgeheckt hatten, konnte er im ersten Moment nicht so richtig fassen und erkannte, dass seine düsteren Machenschaften durchschaut waren.

Da fasste das Campii den draufgängerischen Entschluss, seine Einkaufstour trotzdem durchzuziehen, da er gegen den zähflüssigen Menschenbrei sowieso nicht mehr zurück in den rettenden Zug konnte. Also kämpfte er sich wagemutig zu seinen vorher festgelegten Zielen durch, wobei er Kampfrempler, erzürnte Geschenkträger und Terrormütter überwinden musste, bis er endlich in der 3. Etage des Kaufhauses ankam : Der Horror alle normalen Menschen, die absolute Grausamkeit für jeden Käufer : Die Spielwarenabteilung. Schreiende kleine Menschen, genervte Mütter, verzweifelte Göttis und hoffnungslos überforderten und gestressten Grosseltern, welche zwischen dem Action Man und dem Prügelspiel für den Gameboy entscheiden müssen.
Das Campii gehört glücklicherweise zu einer Art Götti, der sich schon vorher überlegt hat, was genau er seinem Balg schenken will (muss). Alle Widerstände überwindend kämpfte er sich zum Regal durch und nahm die meterlangen Plastik-Baumaschine unter seinen Arm in der Hoffnung, das Plastik-Billigteil aus Taiwan sicher zur Kasse zu bringen. Gezahlt, eingetütet in einem Sack, wo wohl auch eine Schwiegermutter darin Platz fände drehte er sich von der Kasse weg.
Das war bis jetzt also der kleinste Teil des Problems. Stellen Sie sich dicht gedrängte im Kaufrausch versinkende Jugendliche und Eltern vor, welche alle in dieselbe Richtung stürmen. Und stellen Sie sich dagegen das Campii vor, wie er mit einem Baumlangen Baukran versucht, sich gegen diese Massen zum Ausgang zu bewegen. Endlich dem Einheitsbrei und der schlechten Gerüche entkommen und tief durchschnaufend, wird er sich bewusst, dass dies das 1. von insgesamt 10 Geschenken war, das er heute zu besorgen gedachte.

Er wünscht Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und hofft, dass sich Ihr Familienfest nicht zum gleich langweiligen Zusammensein entwickelt, wie es das immer tut.