Dienstag, Juli 25, 2006

25.07.2006, Lobeshymne an Radio DRS3

Sehr geehrte Damen und Herren.
Ich bedauere zutiefst, dass sich meine Ohren während der Arbeit in den Semesterferien den ganzen Tag lang mit dem Unsinn, der aus dem Radio ertönt, abgeben müssen, aber leider werde ich mindestens 8 Stunden am Tag genötigt, Ihren Sender zu hören. Sie werden gemerkt haben, dass sich das nicht etwa um Lob, sondern um harsche Kritik handelt, welche ich nun aber begründen möchte.
Es beginnt schon morgens um 7, wenn ich meinen temporären Arbeitsplatz betrete und merken muss, dass der Horst vor mir schon die Kiste auf Empfang gestellt hat, obwohl sogar das Dröhnen eines Presslufthammers ein wohltuenderes Geräusch für mein fast wichtigstes Sinnesorgan wäre, anstatt das, was man bei Ihnen Musik nennt. Mein Trommelfell hat mir schon die Kündigung angedroht, falls ich nichts dagegen unternehme. Mit diesem Brief habe ich wenigstens etwas gegen den Streik meines Gehörs in der Hand. Nur so damit man sieht, dass ich mich bemühe.
Nun, wir waren bei der morgendlichen Tortur angelangt, die mir beim Eintreten des Geschäfts schon mit nach meinem Geschmack zuviel Dezibel entgegenschallt. Nicht, dass ich etwas gegen Musik hätte, nein, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass jedes Lied, das ich in den letzten 3 Wochen gehört habe, schon mindestens 184 Mal durch meinen Kopf gesaust ist und meinen Unmut weiter verstärkt hat. Dass das Programm alles Andere als einfalls- bzw. abwechslungsreich ist, werden Sie damit begründen, dass Sie eine möglichst breite Hörerschaft ansprechen möchten, was Ihnen aber mehr als egal sein könnte, da Sie ja vom Staat finanziert werden und man das auch an der Langweiligkeit der Musikauswahl hört. Sie könnten ebenso gut den ganzen Tag einen 440Hz-Stimmton fürs Orchester ausstrahlen. Das würde zwar die Mehrheit Ihrer Hörer zutiefst enttäuschen, wäre aber etwa gleich abwechslungsreich wie jetzt und hätte erst noch den Nutzen für Orchestermusiker, die danach ihr Instrument stimmen könnten...

Mehr gibt es über die Musikwahl wohl kaum zu sagen, bleibt noch der Verriss der Moderatoren, den ich hier aber nicht verallgemeinern will und auf die Arbeitszeit begrenzen möchte. Gäbe es einen Preis für krampfhafte Versuche, lustig sein zu wollen, so würden ihn die Moderatoren des „trendigsten“ staatlichen Radiosenders wohl mit einigem Abstand gewinnen. So geben Sie bitte die Weisung an alle Mitarbeiter an den Mikrofonen heraus, dass sie sachlich zu bleiben haben und jeglichen Versuch, witzig zu sein zu unterlassen haben, da er erfahrungsgemäss kläglich scheitern wird. Möchtegern witzige Menschen haben bekanntlich die Eigenschaft, dass sie zuweilen beim Zuhörer genau das Gegenteil bewirken : Sie sind zum Heulen.

Wir kommen noch zu den Sonderheiten, mit denen Sie Ihr ödes Programm aufzulockern gedenken, was aber immer zu einer peinlichen Übung der Moderatoren führt, mit den Telefongästen und Spielern ein vernünftiges Gespräch zustande zu bringen, das nach der ersten vorbereiteten Frage entweder zur Schweigeminute wird, oder die Moderatoren zu oben genannten Spässen verführt, welche absolut unlustig sind.
Seien Sie mal ehrlich : "DRS3 macht es Büro uuf" ! Welcher völlig überbezahlte und unqualifizierte Marketingstratege hat sich denn diesen ausgemachten Schwachsinn wieder ausgedacht ? Eine Redewendung als Titelreisser zu verwenden ist ja wohl einer der ältesten Krücken und abgelutschtesten Stiele, um ein Gewinnspiel zu lancieren. Hätte es nicht was schlichteres und dafür weniger Budgetbelastendes auch getan ? Wie zum Beispiel : "3 Deppenfragen für ebensolche" oder "Reise mit Telefonkosten bezahlen". Halt was ehrliches, nüchternes anstatt gekünstelt erfindungsreich.
Und noch was an den lieben Mario : Was zum Geier hat ihn wohl geritten, aus einem Sprung ins Wasser so einen Abstimmungs-Unsinn zu machen ? Ich würdige die sportliche Höchstleistung im Zusammenhang mit dem Versuch, sich mit einer absolut unspektakulären Aktion öffentlich in Szene zu setzen und der Hoffnung, sich von begeisterten Teenies umschwärmen zu lassen, nicht im Geringsten und habe für ein solches Mass an Geltungssucht höchstens ein bemitleidendes Lächeln übrig. Um ein vielfaches interessanter würde sich die Sache natürlich gestalten, wenn er von einer Autobahnbrücke, Eisenbahnbrücke über eine ausgedörrte Schlucht oder Zugbrücke springen würde.

Zum Schluss möchte ich Sie nur noch auf etwas aufmerksam machen.
Sollte ich eines Tages völlig durchdrehen und einen Amoklauf starten, der seines Gleichen suchen wird, so werde ich Ihrem Sender die alleinige Schuld dafür geben und den örtlichen Totengräber darum bitten, einige Worte aus diesem Brief auf meinen Grabstein zu meisseln.

In diesem Sinne einen Gruss an die ganze Crew, von denen ich mir zum Glück nur ein Urteil über einige wenige machen konnte, den Rest möchte ich um Himmels Willen bitte gar nie hören.

Mit freundlichen Grüssen

Campa